Vöhrumer Eisenbahnchronik

Von Adolf Cordes

Adolf Cordes ist gelernter Eisenbahner und kann nicht aufhören über seine Zeit als Eisenbahner zu schreiben und auch noch als Pensionär ist lässt ihn das Thema nicht los. Hier finden Sie seine Erinnerungen bis in die Gegenwart, gesammelte Texte und Bilder, die einer Eisenbahnchronik für Vöhrum gleichen

Von der Dampflok zum Intercity

Die PDFs, die sie unten diesem Text lesen oder herunterladen können enthält viele Informationen zur Vöhrumer Eisenbahn und zum Eisenbahner Adolf Cordes und viele Bilder die Eindrücke vermitteln, wie der Eisenbahnverkehr in Vöhrum aussah. Die linke PDF ist ca. 12 MB groß, was auf älteren Rechner möglicherweise zu längeren Ladezeiten führt. Die rechte PDF ist ca. 0,5 MB groß.

Die Sandbahn zum Schacht

Von Adolf Cordes

Über die untergegangene „Wasserburg“ in den Fuhseauen ist in unserer Heimatzeitung in den vergangenen Jahren viel geschrieben worden, dass aber ab Mitte der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhundert eine Sandbahn durch die Fuhseniederung führte wissen wenige Einwohner von Vöhrum und Peine noch.

Bei der Radwanderung des Männerkreises am 14. Mai 2011 (die PAZ berichtete darüber) wurde die Trassierung der Sandbahn von mir kurz erwähnt.

Der Vöhrumer Klaus Ctortecka war als junger Elektriker mit der Wartung und Pflege der elektrisch betriebenen Sandbahn beauftragt und konnte mir viel aus seinen Erfahrungsschatz mitteilen.

Sandbahn:
Die Spurweite der Bahn hatte 900mm (DB 143,5m), die Strecke war ca. 2,5Km lang, es fuhren zwei E-Lok’s mit je vier Fahrmotore a 150 PS bei einer Fahrspannung von 600 Volt Gleichspannung bei Belastung, und ca. 900 Volt bei Leerlauf. Gespeist wurde die Fahrleitung vom “Schalthaus” der Schachtanlage von zwei Gleichrichtern und Trafos mit sechspoligen Anschlüssen. Der ältere Gleichrichter war ein Quecksilberdampfgleichrichter, dieser war in einem großen Glaskolben untergebracht und hatte 6 Anoden und eine Kathode. Je nach Belastung wurde es im Schaltraum hell und dunkel.
Der modernere Gleichrichter war ähnlicher Bauart war aber in einem Gehäuse. In der ersten Zeit (etwa ab1953), wurden ein Zug aus 10 Wagen a 6 Kubikmeter zusammengestellt. Ab ca. 1961 kamen dann Wagen aus Salzgitter mit einem Fassungsvermögen von 16 Kubikmetern. Der gesamte Zug bestand nun aus je 6 Wagen. Gebremst wurde der Zug nur durch die Lok mit Druckluft und Widerstandsbremsung.
Für den Notfall gab es noch eine Diesellok, diese wurde für die Fahrleitungswartung und Streckenunterhaltung eingesetzt. Die Leistung dieser Lok ist mir nicht bekannt.

Eixer Kiessee

Angefangen mit dem Abbau von Sand/Kies wurde Anfang der fünfziger Jahre gegenüber vom DLRG Gebäude.

Im damaligen “Schachtsee” war Baden streng verboten, auf dem peu a peu entstandenen See waren zwei Schwimmbagger verankert. Diese hatten eine Antriebsleistung von 2×110 PS. Die Saugrohrlänge betrug 20 Meter. Über einen “Haspelantrieb” wurde das Saugrohr von dem Schwimmbaggerführer auf und ab bewegt. Über eine 200er Leitung wurde das Sand / Wassergemisch in die Bunker an Land gespült. Jeder Bunker hatte zweimal drei Kammern in denen sich der gewonnene Kies sich absetzte, das Wasser lief zurück in den See. Unter den Bunkern waren zwei Gleise, je Gleis waren drei Bunker aus denen der Kies in die Wagen mittels Schieber manuell entleert wurde. Waren die Wagen gefüllt, ging es ab zur Schachtanlage auf Telgte. Die ausgebeuteten Stollen wurden mit dem Kies/Sand wieder verfüllt.

Der Schacht war ein so genannter Doppelschacht, von der Vöhrumer Str. aus gesehen diente die rechte Seite der Personenbeförderung (genannt Seilfahrt) und der Eisenerzförderung. Die Fahrgeschwindigkeit betrug für Personen und Erzförderung 10 Meter pro Sekunde.
Die linke Seite diente der Kiesbeschickung. die mit Kies vom Schachtsee beladen Wagen wurden hier abgekippt. Der Kies fiel nun von einer schrägen Bühne zur anderen- um die Fallgeschwindigkeit zu mindern-. In einer Tiefe von 125 Metern befand sich dann der Tagesbunker. In 250 Metern Tiefe befand sich dann der Spülbunker. Aus einem 250 m langen, 6m breiten und ca. 5m tiefen Untertagesee wurde hier der Kies wieder mit Wasser versetzt und über 200er Rohre vor Ort gespült, das Wasser wurde wieder zurück in den Untertagesee gepumpt.

Mit dem Kies wurden dann die ausgebeuteten Erzkammern zugespült.

So Klaus Ctortecka aus seinen Erinnerungen

Es war zwar sehr wirtschaftlich der direkte Weg vom Sandberg/See bis zum Schacht, aber ich wage zu bezweifeln, ob in der heutigen Zeit für diese Zwecke eine Bau-, bzw. Betriebsgenehmigung durch dieses schöne grüne Gebiet der Fuhse erteilt würde.

Adolf Cordes

2010